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Datensouveränität im Fokus: Wie man den passenden virtuellen Datenraum auswählt

02
Sep
2025
5
min read
Den richtigen virtuellen Datenraum finden: Datensouveränität als strategisches Auswahlkriterium

Virtuelle Datenräume (VDRs) haben den Umgang mit vertraulichen Dokumenten im M&A grundlegend verändert. Sie ermöglichen es, große Datenmengen sicher, strukturiert und ortsunabhängig bereitzustellen – inklusive granularer Benutzerrechte, Protokollierung und Kommunikationsfunktionen. Während sich Prozesse beschleunigen und Datenvolumen wachsen, steigen zugleich die Erwartungen an Stabilität, Bedienbarkeit und vor allem: Sicherheit. Die Technologie, über die sensible Informationen ausgetauscht werden, entwickelt sich zunehmend zum kritischen Rückgrat jeder Transaktion.

Steigende Datenmengen – wachsende Verantwortung

Mit der Geschwindigkeit von M&A-Prozessen steigen auch die Anforderungen an digitale Plattformen. Viele VDR-Anbieter reagieren mit umfangreichen Funktionspaketen, schnellen Bereitstellungszeiten und ersten KI-gestützten Tools. Doch dort, wo Convenience und Tempo dominieren, droht ein Risiko: Vertrauliche Finanzdaten, IP-sensible Informationen und personenbezogene Inhalte benötigen maximale Kontrolle. Kommt es zu Sicherheitsvorfällen, stehen nicht nur Prozesse still – auch Haftungs- und Reputationsrisiken sind die Folge.

Sicherheitsfragen werden häufig unterschätzt

In der Praxis zeigt sich, dass die Dringlichkeit schneller Bereitstellung oft den Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen verdrängt. Insbesondere bei internationalen Transaktionen stellt sich die Frage, unter welcher Jurisdiktion Daten gespeichert und verarbeitet werden. Genau hier gewinnt der Begriff Datensouveränität an Relevanz – die Fähigkeit, Speicherort, Zugriffsrechte und technische Infrastruktur vollständig zu kontrollieren.

Denn selbst bei europäischem Hosting besteht ein Risiko, wenn der Anbieter Teil eines außereuropäischen Konzerns ist. US-amerikanische Anbieter wie Microsoft oder Amazon unterliegen beispielsweise dem CLOUD Act und können zur Herausgabe europäischer Daten verpflichtet werden – mit potenziellen Folgen für Compliance und Vertrauensschutz.

Datensouveränität als Auswahlkriterium für VDR-Anbieter

Trotz ihrer Bedeutung wird Datensouveränität im M&A-Umfeld oft nur nachrangig bewertet. Dabei sollte sie ein zentrales Kriterium bei der Auswahl eines virtuellen Datenraums sein, insbesondere bei sensiblen oder regulierten Transaktionen. Ein datensouveräner VDR stellt sicher, dass:

  • Hosting ausschließlich in Deutschland oder der EU erfolgt (vertraglich z. B. über AVV abgesichert),
  • keine Konzernstrukturen in Drittländern bestehen,
  • technische Zugriffsmöglichkeiten des Providers ausgeschlossen oder streng begrenzt sind,
  • Compliance- und Rechtsverhältnisse nachvollziehbar dokumentiert sind,
  • ein umfassendes Sicherheits- und Supportkonzept verfügbar ist.

Solche Anforderungen gewinnen nicht nur für Verkäufer an Bedeutung, sondern auch im Dialog mit Käufern – insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen unter europäischem Datenschutzrecht.

Praktische Empfehlungen für die Auswahl eines VDRs

M&A-Teams sollten Datenräume heute nicht allein nach Preis oder Benutzerkomfort bewerten. Wichtige Prüfkriterien sind:

  • Hosting in zertifizierten EU-Rechenzentren mit klaren Datenschutzauflagen
  • Vorhandene Security-Zertifikate wie ISO 27001, BSI C5, SOC 2 oder ISO 22301
  • Deutscher Support und persönliche Erreichbarkeit
  • Langjährige Markterfahrung und Referenzen
  • Transparente Dokumentation der Sicherheitsarchitektur

Diese Aspekte gehören in die frühe Planungsphase einer Transaktion – nicht erst in die Implementierung.

Fazit: Datensouveränität als Ausdruck von Verantwortung

Virtuelle Datenräume sind heute unverzichtbar für professionelle M&A-Prozesse. Gleichzeitig sind sie keine reine Infrastrukturfrage mehr, sondern ein strategischer Faktor. Wer Wert auf Kontrolle legt, schützt nicht nur vertrauliche Informationen, sondern erhöht die Resilienz des gesamten Dealflows. Datensouveränität ist damit kein technisches Detail – sondern ein Qualitätsmerkmal unternehmerischer Verantwortung.

Dies ist ein Gastbeitrag von Moritz Ober, Customer Success Manager bei netfiles GmbH.

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