Cyber-Risiken sind längst kein IT-Thema mehr. Ein einziger Vorfall kann heute ganze Branchen ausbremsen. Als im September 2025 mehrere europäische Flughäfen wegen eines Angriffs auf einen Dienstleister stillstanden, wurde klar: Ein digitales Ereignis kann physische Infrastruktur zum Erliegen bringen.
Für M&A, Private Equity und Banken bedeutet das: Was früher als Randnotiz in der technischen Due Diligence auftauchte, kann heute über Kaufpreise, Portfolio-Stabilität oder Kreditrisiken entscheiden.
Pre-Deal: Wer ohne Cyber-Check kauft, fliegt blind
Die bekanntesten Fälle zeigen, welche finanziellen Folgen Cyber-Vorfälle im Transaktionskontext haben können:
- Yahoo: Während der Übernahme durch Verizon wurde ein massiver Datendiebstahl öffentlich – der Kaufpreis sank um 350 Mio. US-Dollar.
- Equifax: Eine ungepatchte Schwachstelle führte zu einem der größten Datenlecks – mit späteren Kosten von rund 800 Mio. US-Dollar.
- Marriott-Starwood: Mehr als 500 Mio. Gästedaten wurden kompromittiert – Strafen, Klagen und erheblicher Reputationsverlust folgten.
Diese Fälle sind keine Ausnahme mehr. Sie zeigen: Cyber ist ein finanzieller Risikofaktor – vergleichbar mit einem zusätzlichen Bilanzposten. Und das gilt nicht nur für große Konzerne. Mittelständische Unternehmen sind besonders anfällig: veraltete Systeme, Schatten-IT, gestohlene Zugänge im Darknet. Dazu kommt ein neues Risiko: persönliche Angriffe auf CEOs – von Deepfakes bis zu falschen Narrativen, die über Nacht Vertrauen zerstören können.
Post-Deal: Ein PortCo kann den Fonds ins Wanken bringen
Im Private-Equity-Umfeld steigt der Druck weiter. Ein einziges PortCo mit einer kritischen Schwachstelle kann ganze Fonds destabilisieren – vor allem im Buy-and-Build-Modell. Mit jeder Übernahme wächst nicht nur die Bilanz, sondern auch die digitale Angriffsfläche.
Die jüngsten Fälle sprechen für sich:
- CrowdStrike-Ausfall: Ein fehlerhaftes Update legte weltweit Windows-Systeme lahm – mit massiven Auswirkungen auf Portfolios.
- Snowflake-Leaks: Datenabflüsse trafen Banken, Retailer und Dienstleister gleichzeitig – mit Dominoeffekten in Lieferketten.
Cyber-Vorfälle stoppen selten den gesamten Deal – aber sie verschieben Konditionen, verzögern Closing-Prozesse und führen zu Preisabschlägen. Portfolio-Transparenz wird damit zur Überlebensfrage.
Banken: Cyber ist das neue Kreditrisiko
Auch Banken können Cyber nicht länger als Technikthema abtun. Ein gehacktes PortCo kann innerhalb kürzester Zeit zum Kreditausfall führen. Regulatoren reagieren bereits:
- NIS2: Verpflichtet über 30.000 Unternehmen, Lieferketten und kritische Partner auf Cyber-Risiken zu prüfen.
- DORA: Verlangt ein durchgängiges Cyber-Risikomanagement im Finanzsektor – inklusive externer Dienstleister.
Cyber wird damit zu einem Faktor in Kreditprüfung und Finanzierung – genauso wie Bonität und Cashflow.
IP & Reputation: Die unsichtbaren Assets im Risiko
Cyber-Angriffe betreffen längst nicht mehr nur Firewalls:
- Intellectual Property – Quellcode, technische Dokumentation oder Forschungsergebnisse – kann direkt entwendet werden.
- Reputation – ein CEO, der im Darknet diffamiert wird, kann binnen Stunden Vertrauen und Marktwert verlieren.
Jedes Unternehmen mit Internetzugang ist potenziell betroffen – unabhängig von Größe oder Branche.
Vom Podcast zum Praxisfall: Wie klein das Leck sein kann
Im Podcast Merge with Caution fiel ein Beispiel aus dem Alltag: Tailgating – jemand hält im Büro die Tür auf, und ein Fremder hat Zugang. Kein Hack, keine Malware. Nur eine kleine Nachlässigkeit – mit potenziell ruinösen Folgen.
Die Lehre: Cyber beginnt nicht im Rechenzentrum, sondern im Alltag. Und kleine Fehler führen zu großen Schäden – insbesondere während laufender Deals.
Lernen von der Versicherungsbranche
Cyber-Versicherer arbeiten seit Jahren mit Outside-in Ratings, um Risiken faktenbasiert einzuschätzen. Warum?
- Echtzeit-Analyse statt monatelanger Prüfung
- Keine Systemeingriffe nötig (non-intrusive)
- Fokus auf Relevanz – keine Überfrachtung, klare Prioritäten
Was sich im Underwriting bewährt hat, wird nun für M&A, PE und Banken relevant.
Fazit: Cyber, Cash & Chaos – und eine Frage der Transparenz
Cyber bringt Deals selten zum Stillstand – aber es bringt sie ins Wanken. Preisabschläge, Exit-Probleme, regulatorische Folgen, Vertrauensverlust: alles reale Konsequenzen.
Die entscheidende Frage lautet heute: Wie schnell bekommst du Transparenz über das Cyber-Risiko eines Targets oder PortCos?
Genau hier setzen Lösungen wie cysmo® an. Seit 2017 ermöglichen Outside-in Ratings eine Einschätzung innerhalb von Minuten – ohne technisches Vorwissen, auf Knopfdruck und für jede Unternehmensgröße. Du siehst sofort:
- Wurde das Unternehmen angegriffen?
- Wo liegen die größten Lücken?
- Welche finanziellen Risiken drohen?
Cyber wird damit nicht zum Showstopper, sondern zu einem kontrollierbaren Faktor – vom Einzelfall bis zum Gesamtportfolio.
Dies ist ein Gastbeitrag von Hannah Victoria Groß, Chief Digital Officer bei cysmo.
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